Das Sternbild des Orion

Die Korrelation des Orion zu den grossen Pyramiden in Gizeh


Ist das Pyramidengelände ein Abbild des Sternenhimmels des Jahres 10500 v. Chr. ?




DIE ORION-CORRELATION-THEORIE (OCT)


Überblick:

Die Orion-Korrelationstheorie von Bauval postuliert eine Verbindung zwischen den ägyptischen grossen Pyramiden und dem Sternbild Orion. Im Jahr 2014 wurde offiziell bestätigt, dass die Orion-Gürtelsterne mit den grossen Pyramiden korrelieren. Bauval argumentiert, dass das Giseh-Pyramidengelände die Orion-Gürtelsterne repräsentiert. Die Sphinx symbolisiere das Sternbild Löwe, das am Frühlingsäquinoktium im Osten aufging, was auf den Beginn des Zeitalters des Löwen hinweisen soll. Allerdings gibt es kritische Aspekte. Die Datierung auf 10500 v. Chr. ist zu unsicher. Die Ausrichtung der Pyramiden und dem Ort Heliopolis zur Sternenkonstellation wirft Zweifel auf. Der heliakische Aufgang des Sterns Sirius (Sothis) war für die alten Ägypter von Bedeutung. Doch die Datierung passt nicht zu einem theoretischen möglichen Beginn einer Sothis-Periode und deshalb verschob Bauval seine Theorie auf 11541 v. Chr. Allerdings ergeben die Berechnungen immer noch widersprüchliche Ergebnisse. Die Beweislage für die Orion-Korrelationstheorie ist fragwürdig, da die vorgeschlagenen Korrelationen nicht stimmig sind. Offiziell ist die Korrelation zwischen den Pyramiden und den Orion-Sternen anerkannt, aber die genaue Datierung, der Sinn und Zweck sowie die Beweise für die Theorie sind weiterhin unklar. Die Sommersonnenwende in dessen Nähe das Jahr der alten Ägypter begann, sowie der Phönix bleiben für diesen wichtigen Zeitpunkt unberücksichtigt. Meine Bemühungen zielten darauf ab, das Rätsel der Orion-Korrelationstheorie zu lösen.



Ausführliche Begründung:
Die ausführliche Theorie ist den Büchern Bauvals zu entnehmen.[2,3,4]. Im Jahr 2014 wurde von offizieller Seite nur die Korrelation der Orion-Gürtelsterne zu den drei grossen Pyramiden bestätigt[1]. Die postulierte Sternenstellung um 10500 v. Chr. hält man zumindest für möglich. In der folgenden Kurzfassung wird sinngemäss der Kern der OCT beschrieben. (Sollte in der Kurzfassung die OCT teilweise falsch interpretiert sein oder Fehler enthalten, bitte ich sie mich auf contact(at)gizeh-sternen-code.ch darüber in Kenntnis zu setzen). Fasziniert von der Hypothese, begann ich mit grossem Interesse, die Sternenkonstellation von 10500 v. Chr. mit Starry Night nachzuvollziehen[2]. Bauval vertrat erstmals die Ansicht, dass das Gizeh-Pyramidengelände mit dem Sternenhimmel von 10500 v. Chr. aus den folgenden Gründen korreliert: Die drei grossen Pyramiden seien ein Abbild der Gürtelsterne des Orion. Der vom Süden in den Norden fliessende Nil symbolisiere die Milchstrasse. Die Sphinx mit dem Kopf und einem Teil des Rumpfes waagerecht aus dem Pyramidengelände ragend, sei das Abbild des am Horizont waagerecht aufgehenden Sternbildes Löwe, welches am Tag des Frühlingsäquinoktiums genau im Osten in Blickrichtung der Sphinx erschien. Die Sonne befand sich unter dem Horizont, im Frühlingspunkt im hinteren Teil dieses Sternbildes. Das Pyramidengelände weise aus diesen Gründen auf den Beginn des Zeitalters des Löwen hin. Ein Abbild dieses Sternenhimmels, wie (Abb. 1), ist vom Autor jedoch in keinem seiner drei Bücher dargestellt. Im Buch «Der Schlüssel zur Sphinx» sind nur Teile dieser Sternenkonstellation vorzufinden. Dazu begründet er seine Hypothese weiter mit folgendem Text: Denn wie wir uns erinnern, gab es einmal eine Zeit, zu der dank einer einmaligen Konjunktion am Himmel der Sonnenaufgang, das Sternbild Löwe und der Meridiandurchgang der drei Sterne des Oriongürtels gleichzeitig zu beobachten waren. Dies lag um den Beginn des Zeitalters des Löwen, um 10500 v. Chr., etwa 8000 Jahre vor der Pyramidenzeit [3] Seite 273. Um diese Aussage zu verdeutlichen, präsentiert Bauval noch eine Abbildung mit folgendem Text: Künstlerische Impression der einzigartigen Himmelskonjunktion bei Sonnenaufgang am Tag des Frühlingsäquinoktiums in der Zeit um 10500 v. Chr. [3] Abb. 56, Seite 274 seines Buches. Das Sternbild Löwe befand sich allerdings bei Sonnenaufgang bereits über dem Horizont. In diesem Punkt bestand schon keine Korrelation mehr mit der Sphinx. Jeder weiss zudem, was vom Sternenhimmel bei Sonnenaufgang noch zu sehen ist … Wie soll also eine Korrelation stattgefunden haben? Bedauerlicherweise stellte ich auch fest, dass sich um 10500 v. Chr., im Zeitraum von 1000 Jahren der Sternenhimmel nur unmerklich veränderte. Wie ist unter diesen Bedingungen ein genaues Jahr bestimmbar? Der Vergleich des Pyramidengeländes mit dem Sternenhimmel der damaligen Zeit weist weder eine Übereinstimmung der geografischen Lage der grossen Pyramiden zu den Orion-Gürtelsternen noch eine des Ortes Heliopolis zur Sonne auf. Der Beobachtungsort des Sternenhimmels sowie des Pyramidengeländes könnte für die Priester-Astronomen Heliopolis oder vielleicht auch Letopolis gewesen sein. Doch wie ich erst nach Jahren erkannte, war der Beobachtungs- oder der Vermessungspunkt wahrscheinlich irgendwo im Nordwesten zwischen der Radief- und der «Grossen-Pyramide» oder gar auf dem Hügel, wo die Radief-Pyramide erbaut wurde. Wird das Pyramidengelände aus dieser Richtung betrachtet, ist die Sichtweise auch zum Sternenhimmel die einzig Richtige (Abbildung 1 u. 2). Der dafür infrage kommende Teil des Sternenhimmels befindet sich zwischen Nordosten und Süden (Abbildung 1). Das Sternbild Orion ging 10500 v. Chr. zwischen Südsüdosten und Süden, rechts von der Milchstrasse auf. Die Sonne befand sich zwischen Nordostosten und Osten noch unter dem Horizont und links von der Milchstrasse (Abbildung 1). Von der Radief-Pyramide aus betrachtet, befinden sich hingegen die drei grossen Pyramiden genau im Südosten, auf der westlichen Seite des Nils. Heliopolis (der Ort, wo einst ein Sonnentempel stand und somit auf die Sonne hinweist), befindet sich genau im Nordosten und östlich des Nils (Abbildung 1). Eine Übereinstimmung des Pyramidengeländes mit dem Sternenhimmel liegt folglich auch aus dieser Betrachtungsrichtung nicht vor.
Abbildung 1
Abbildung 2

Bei weiteren Studien erkannte ich, dass für die alten Ägypter der heliakische Aufgang des Sirius von ausserordentlicher Bedeutung war. Die Zeitrechnung begann gemäss August Böckh mit einer Sothisperiode und somit an einem heliakischen Sirius-Erstaufgang. So wie nach Bauvalʼ Sternenstellung die Sonne nur am 12. Juni 10500 v. Chr. genau im Frühlingspunkt stehen konnte und folglich genau im Osten vor der Sphinx aufging, ereignete sich weder ein heliakischer Sirius-Erstaufgang noch fand der Beginn einer Sothisperiode statt. (Abbildung 3) Der Aufgang ereignete sich erst zwei Monate später, am 5.August. Dabei stand die Sonne aber bereits im Sternbild Waage. (Abbildung 4)

Abbildun 3, 12. Juni 10500 v. Chr.
Abb. 4 Sothis-Erstaufgang am 5. Aug. 10500 v. Chr.
Abbildung 5 Stellung im Jahr 11541 v. Chr.

Eine Sothisperiode konnte theoretisch nur 11542 v. Chr. oder 10082 v. Chr. beginnen. Diesen Teil der OCT stelle ich auch aus noch weiteren Gründen infrage. Im Buch «Der Ägypten Code»[4] erweiterte Bauval seine Theorie und verschob die OCT in das Jahr 11541 v. Chr. Die Überprüfungen von Orofino [1] beziehen sich ebenfalls auf 11500 v. Chr. Inzwischen erkannte Bauval, dass eine Sothisperiode den Beginn der «Ersten Zeit» anzeigen musste. Sirius sei angeblich 11541 v. Chr. zum ersten Mal am Horizont erschienen und dabei soll ein heliakischer Erstaufgang stattgefunden haben. Dieses erste Erscheinen des Sirius definiert er als den Beginn der Sothisperioden und auch als die «Erste Zeit» zep tepi. Hierzu ist zu bemerken, dass im Jahr 11541 v. Chr. Sirius weder in Heliopolis noch in Gizeh den Horizont sichtbar überquerte. Das Zeitalter des Löwen, das er für seine Theorie (1996) postulierte, begann damals ebenfalls noch nicht. Der Frühlingspunkt befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Jungfrau. (Abbildung 5)

Ein wichtiges Ereignis für die alten Ägypter war auch die Sommersonnenwende. Die Zeit, wo der Nil im Delta, um den Jahresbeginn beim Sothis-Erstaufgang zu steigen begann. Die Sonnenwende ereignete sich aber 10082 v. Chr. erst 47 Tage und 11541 v. Chr. erst 50 Tage nach Aufgang der Sothis. Also bereits im 2. Monat der Überschwemmung (II Achet 17 u. 20). Als Weiteres ist aufzuführen, dass Bauval im «Der Ägypten Code» an mehreren Stellen über einen Phönix berichtet, der mit dem Vogel Benu gleichzusetzen ist. Dieser Phönix oder Benu erschien, wie ich feststellte, erstmals zur «Ersten Zeit» in Heliopolis, noch vor Beginn der Sothisperiode und kehrte in verschiedenen Zeitzyklen sowie im Rhythmus der Sothisperiode von 1460 Jahren immer wieder nach Heliopolis zurück. Bauval fand keine wirkliche Erklärung für dieses Rätsel. Er erwähnte dazu lediglich:

Schliesslich war Heliopolis das Zentrum der Kalenderwissenschaft und gleichzeitig der Ort, an dem der Phönix alle 1460 Jahre zurückkehrte – ein Ereignis, das vermutlich mit dem Sothis-Zyklus gleichgesetzt wurde, also mit der Rückkehr des heliakischen Aufgangs des Sirius an dem 1. Thot alle 1460 Jahre. [4] Seite 70.


Als ich vor rund 25 Jahren die Suche nach der effektiven Übereinstimmung des Sternenhimmels zum Pyramidengelände aufnahm und sich damit der «Gizeh Sternen Code» zu entwickeln begann, stiess ich 2008 gleich bei drei Chronologen auf die Lösung dieses Rätsels. Nach genaueren Untersuchungen bemerkte ich, dass der Phönix tatsächlich im Rhythmus der Sothisperiode exakt nach 1460 Jahren immer wieder erschien. Die alten Texte berichten auch von einem sogenannten echten und einem falschen Phönix. In den Jahren 5702 v. Chr., 4242 v. Chr., 2782 v. Chr., 1322 v. Chr. und 139 n. Chr., wo eine Sothisperiode begann, fand auch jedes Mal ein echter Phönix statt. Nicht so 11542 v. Chr., 10082 v. Chr. und 8622 v. Chr. Angesichts dieser beweiskräftigen Entdeckung sind diese drei Sothisperioden für den Beginn der «Ersten Zeit» auszuschliessen. Damit kann auch der Teil der Untersuchung von Orofino und Bernardini[1] über den um 11500 v. Chr., angeblich übereinstimmenden Winkel von 38° vernachlässigt werden. (Siehe Abbildung 6 links und rechts)

Abbildung 6

Dieser mit Starry Night[5] überprüfte Winkel hat ohnehin ein Fehler von 11 %. Genau ist dieser Winkel erst im Jahr 12030 v. Chr. Die Ausrichtung der Pyramiden muss demnach eine andere Bedeutung haben. Orofino fügt auch abschliessend seiner Überprüfung hinzu: Es sei doch schwer zu glauben, dass sich die alten Ägypter der Präzession der Tagundnachtgleiche bewusst waren und diese Kenntnisse der Präzessionsbewegung und ihre Auswirkung zur Berechnung von tausenden, zurückliegenden Jahren anwendeten. Ebenfalls schwer zu glauben sei es, dass eine genau aufgezeichnete Sternkarte von 11500 v. Chr., von Generation zu Generation bis zur 4. Dynastie weitergegeben wurde. Orofino äussert sich nachfolgend zu diesem Aspekt der OCT, wenn nicht falsch, so sei diese Annahme dennoch äusserst unwahrscheinlich.[1]


[1] (Orofino, Vincenco, und Paolo Bernardini) „A quantitative astronomical analysis of the Orion Correlation Theory.“ Vers. V2. Cornell University Library. 25. Jun 2014. [2] (Bauval und Gilbert, Das Geheimnis des Orion 1996)
[3] (Bauval und Hancock, Der Schlüssel zur Sphinx 1996)[4] (Bauval, Der Ägypten Code 2007)[5] Berechnet mit Starry Night Vers. 7.5.0.951 leEW unter Windows 10 Home. (Astronomie-Programm)