DIE PHOENIX-PERIODE / DER PHOENIX-ZYKLUS

Der Phönix wurde besonders in Heliopolis verehrt, denn dort hatte er sich zur
Zeit der Schöpfung – zep tepi, der «Ersten Zeit» – das erste Mal niedergelassen, um die Zyklen des Himmels und der Zeit in Bewegung zu setzen. [1]

 Heliopolis und das Geheimnis des Phoenix

Der Phönix / Die Phönix-Periode / Der Phönix-Zyklus
 

Der Phönix wurde besonders in Heliopolis verehrt, denn dort hatte er sich zur Zeit der Schöpfung – zep tepi, der «Ersten Zeit» – das erste Mal niedergelassen, um die Zyklen des Himmels und der Zeit in Bewegung zu setzen. [1]

Eine bedeutende Aussage. Was kann dieser Phönix sein, der die Zyklen des Himmels und der Zeit in Bewegung setzte? Die Stadt Heliopolis war nicht nur der symbolische Ort der Sonne, sondern auch des Mondes.
 
… dass Anu ursprünglich nicht nur eine Sonnenstadt: Heliopolis, sondern auch eine Mondstadt: Selenopolis gewesen. [2]

War am Anfang der Zeitrechnung Neumond, ist es erklärbar, weshalb Heliopolis nicht nur als Stadt der Sonne, sondern auch als die des Mondes bezeichnet wurde. In Heliopolis standen viele Tempel und Obelisken, so auch der Tempel des Phönix. Neuere Ausgrabungen belegen dies. Ein Obelisk war bislang das einzig übrig gebliebene Objekt. In Heliopolis erschien der Phönix das erste Mal zur «Ersten Zeit», dem Zeitpunkt der Schöpfung und setzte die Zyklen des Himmels und der Zeit in Bewegung. Somit begann mit dem Phönix eine zyklische Zeitrechnung. An anderer Stelle lesen wir: Der Phönix, altgriechisch phoínix, lateinisch phoenix und altägyptisch benu (der wiedergeborene / der neugeborene Sohn), ist ein mythischer Vogel, der verbrennt, um aus seiner Asche wieder neu zu entstehen. Von den Ägyptern stammt die Sage von Benu, welcher im Abstand von mehreren hundert Jahren bei Sonnenaufgang in der Glut der Morgenröte verbrennt und aus seiner Asche wieder aufersteht. Benu kommt alle 300 bis 500 Jahre nach Heliopolis, der alten Stadt Anu oder On, verbrennt dort in der Morgenröte und wird wieder-geboren.[3] Der Legende nach kehrt er in langen Zeitzyklen nach Heliopolis in den «Tempel des Phönix» zurück, um einen neuen Kalenderbeginn anzukündigen.

Nach Suidas erschien derselbe in der Sonnenstadt alle 654 Jahre; nach Plinius und Solinus alle 540 Jahre; nach Herodot, Horapollo, Apollonius, Aurelius u. a. alle 500 Jahre; nach einigen bei Tacitus alle 1461 Jahre. Ausserdem versicherten die Alten, dass der Phönix nicht bloss nach bestimmten langen Zeiträumen, sondern auch in der Zwischenzeit erscheine … [4]

Der Astronom E. C. Krupp erwähnte, dass es sich bei Benu um den Schöpfungsvogel handelt und die Äusserung des römischen Historikers Publius Cornelius Tacitus lassen darauf schliessen
 
… dass die Rückkehr des ägyptischen Phönix nach Heliopolis nichts anderes war als der «ideale Neujahrstag» des Sterns Sirius, der alle 1460 Jahre eintrat. [5]

Der Phönix wurde von Bauval mehrmals erwähnt, aber weder bei ihm noch aus anderen Quellen ist etwas über dessen Bedeutung zu erfahren! Warum erschien der Vogel Benu zur «Ersten Zeit» in Heliopolis, verbrannte dort und wurde wiedergeboren? Warum kehrt er seitdem in kleinen wie in grossen Zyklen immer wieder nach Heliopolis, der Stadt der Sonne zurück? Diese Fragen liessen mir keine Ruhe. Einer, der den Phönix erwähnt und die Chronologie des Manetho danach untersuchte, war Lauth. Er berichtete über den Phönix Folgendes:

Endlich berücksichtige man, dass Manetho umso dringendere Veranlassung hatte, vom «Lande des Altfürsten» (der Seriadike) zu sprechen, als er selber in Heliopolis seine Bildung erhielt, wie lange vor ihm Moses (vergl. Mein Werk: «Moses-Hosarsyphos-Salichus»), und Pythagoras, Solon, Thales, Platon, Eudoxus und Andere nach oder gleichzeitig mit ihm. Denn in Heliopolis war die Hochschule des Wissens, besonders für die astronomischen Studien. Darum ist sofort Cap. 1,8 von der Opferung an den Sonnengott am sechsten und siebten Tage (des Mondmonats) in «Anu» die Rede. Gleichfalls chronologisch-astronomischen Charakter zeigt die Notiz 17,10 vom «Bennu» [sic!] (oder Phönix) – Osiris in «Anu», eine durch so manchen Classiker [sic!] bestätigte Thatsache [sic!], welche von eminenter Wichtigkeit ist, da sie uns vergewissert, dass die Correction [sic!] der Sothisperiode (deren Parallel ja ebenfalls nach Heliopolis als ursprünglichen Sitz hinweist) durch die Phönixperiode, eine uralte Einrichtung der heliopolitanischen Weisen gewesen ist. [6]


Ein uraltes Wissen der heliopolitanischen Weisen, das von eminenter Wichtigkeit war. Mithilfe der Phönixperiode korrigierten sie den Beginn einer neuen Sothisperiode. «Was für ein präziser Zyklus ist in der Lage, die Sothisperiode zu bereinigen?»: Fragte ich mich. Dieses Rätsel verlangte nach einer Lösung. Bei Eduard Mahler erfuhr ich über den Phönix Weiteres:

Lepsius will in den 500 Jahren des Phönix nur einen Abschnitt einer grossen 1500-jährigen Periode erblicken. In 1505, also kurzweg in nahezu 1500 Jahren gleicht sich das tropische Sonnenjahr mit dem ägyptischen Wandeljahre aus. So wie nun die Ägypter den Monat in 3 Dekaden, das Jahr in 3 Jahreszeiten teilten, so sollte die grosse Ausgleichsperiode zwischen dem tropischen Sonnenjahr und dem Wandeljahr in 3 Gruppen geteilt sein, derart, dass nach je 500 Jahren der Beginn einer anderen Jahreszeit fiele. [7]


Nach Mahler fiel im Jahr 3276 v. Chr. die Sommersonnen-wende auf den 1.Pachon, den 1.Tag des Wassermonats. Er war der Ansicht, dass dies als Beginn einer grösseren Periode gefeiert wurde. 500 Jahre später, im Jahr 2776 v. Chr. fiel das Fest der Sommersonnenwende auf den 1. Thot, dem Fest des Sirius-Erstaufganges, wo der Beginn der ersten Sothisperiode gewesen sein soll.

500 Jahre liegen also zwischen der einen Epoche und der andern, nach 500 Jahren war der Phönix gekommen, um sich zu verbrennen und wieder verjüngt aus seiner Asche hervorzugehen. Im Jahre - 1817 d. i. 1818 v. Chr. fiel wieder der Tag des heliak. Siriusaufganges, also der Neujahrstag des natürlichen festen Siriusjahres (es war dies der 19. Juli Julian. Kal.), auf den 1. Pachon des beweglichen Kalenders; es wurde somit wieder die Rückkehr des Neujahrstages auf den 1. Tag des natürlichen Wassermonates gefeiert, und mit Recht, denn es war gerade der Anfang der Nilschwelle. Nach 500 Jahren, nämlich im Jahre 1318 v. Chr. wurde wiederum der Beginn einer Sothisperiode gefeiert. Ähnliches war der Fall in den Jahren - 361 d. i. 362 v. Chr. und 139 n. Chr. Dies meine Hypothese über die Phönixperiode und deren Zusammenhang mit der Sothisperiode. [8]

Obwohl Mahler gute Kenntnisse in Astronomie besass, erkannte auch er die wahre Bedeutung des Phönix nicht. Als meine Suche bereits aussichtslos schien, stiess ich zufällig bei Seyffarth auf des Rätsels Lösung. Schon um 1849 erkannte er, dass der Phönix ein wichtiges astronomisches Ereignis ist. Darüber schrieb er in der Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft eine ganze Abhandlung …

[1] (Bauval, Der Ägypten Code 2007) Seite 173
[2] (Lauth 1881) Seite 28
[3](Wikipedia, Phönix 2013)
[4](Seyffarth, Die Phönixpeiode «in Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Band III» 1849) Seite 65
[5](Bauval, Der Ägypten Code 2007) Seite 65
[6](Lauth 1881) Seite 89
[7](Mahler, Die Sothis- und die Phönixperiode bei den alten Ägyptern 1890) Seite 122
[8] Ebenda Seite 124